Die Verwandlung

Viele Frauen hier vollziehen alle drei bis vier Wochen eine Verwandlung. Das ist keine merkwürdige Metapher für die Periode oder eine spirituelle Angelegenheit, was bei den vielen Kirchen hier nicht fern läge, und hat auch nichts mit Kafka zu tun. Nein, es geht ganz banal um die Haare.

Nur wenige Frauen in Lomé tragen ihr natürliches Haar. Meine Mitbewohnerin Georgette ist ein von ihnen, sie trägt die Haare relativ kurz rasiert, siehe unten. Oft glätten Frauen ihr Naturhaar. Bei den allermeisten bleibt das aber den Blicken verborgen, da es sich entweder unter Perücken oder in Zöpfen verbirgt. Und die gibt es in allen denkbaren Farben, Formen, Mustern, Dicken. Nach langen Zöpfen in Kamerun und kleinen Zöpfchen direkt auf der Kopfhaut im Senegal, habe ich mich diesmal für einen Style entschieden, der hier Séna heißt. Die Zöpfe liegen auf der Kopfhaut, werden aber mit Kunsthaar dicker gemacht und reichen dann bis zum unteren Rücken.

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Das Kunsthaar wird zuerst mal gebürstet und so gezupft, dass man es dann gut einflechten kann, in diesem Fall macht das Odile, die mir dann auch die Haare flechtet. Sie trägt übrigens eine Perücke.

Und dann geht es los. Alle paar Sekunden muss jemand neues Kunsthaar anreichen. Ich habe Glück und muss das nicht selbst machen, denn meine Mitbewohnerin Georgette ist gerade aufgestanden und leistet uns Gesellschaft.

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Von oben sieht das so aus:

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Man braucht Geduld und ein robustes Schmerzempfinden. Aber in guter Gesellschaft vergeht die Zeit wie im Flug. Leider sind meine Haare ein bisschen rutschig und Odile muss sich ganz schön abmühen. Aber nach zweieinhalb Stunden und mehreren immer wieder neu angefangenen Zöpfen darf ich aufstehen. Juhuuu. Wir tauchen die Zöpfe einmal in heißes Wasser, damit das Kunsthaar ordentlich zusammen bleibt und sprühen die Zopfanfänge schön mit Haarspray ein, damit die Frisur auch Weile hält. Ich bin mal gespannt, wie lange… den drei bis vier Wochen-Schnitt schaffe ich diesmal glaube ich nicht.

Am nächsten Tag habe ich mich schon an meinen neuen Anblick gewöhnt und ein Problem: der Sand, der mir am Strand in die Haare weht lässt sich jetzt nicht mehr ganz so einfach rauswaschen. Wenn das mal kein Luxusproblem ist.

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Danke an Franzi für die Fotos 🙂

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